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Allgemeines
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• Name: ALICE (A Large Ion Collider Experiment)
• Länge: 25 m
• Breite: 16 m
• Höhe: 16 m
• Gewicht: 10000 Tonnen
• Position: IP 2
ALICE ist für den Nachweis und die Untersuchung von
Quark-Gluon-Plasmen ausgelegt. Um eine sehr hohe Kollisionsenergie
zu erreichen, entschied man sich für die Kollision von
Bleiionen, da diese bereits eine sehr hohe Ruhemasse
besitzen. Der ALICE Detektor wird aber auch leichtere Stosssysteme
untersuchen, wie Proton-Proton-Kollisionen. Im Zentrum des
ALICE-Detektors kollidieren die Bleiionen mit einer Schwerpunktsenergie bei 5,5TeV pro Kernbestandteil mit
einer Rate von 8 kHz.
Bei einer solchen Kollision entsteht ein winziger Feuerball von sehr
hoher Temperatur (ca. 10 Billiarden Grad Celsius). Liegt diese
Temperatur über einem kritischen Wert, so liegen Theorien
zufolge Quarks und Gluonen nicht mehr im hadronischen Zustand
(confinement) vor. Es bildet sich ein sogenanntes
Quark-Gluon-Plasma. Man geht davon aus, dass sich das frühe
Universum, kurz nach dem Urknall, in einem ähnlichem Zustand
befunden haben muss.
Dieser Feuerball expandiert adiabatisch und kühlt dabei ab. Wird eine
kritische Temperatur unterschritten, kommt es zur Hadronisation
(Rehadronisierung), bei der eine Vielzahl von Mesonen und Baryonen
entsteht, welche beim Abkühlen des Feuerballs voneinander
entkoppeln und den Feuerball verlassen. Dabei enstehen bis zu 20000
Spuren pro Ereignis.
ALICE ist ein Schlüsselexperiment zur Erforschung des
Quark-Gluon Plasmas und folglich zur Entdeckung neuer Physik. |
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Detektoraufbau
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ALICE hat zwei Hauptteile; den zylinderförmigen
Zentralteil und den Myonen Arm. Das komplette Detektor System
besteht aus, auf die Indikatoren und untereinander abgestimmten,
Subdetektoren. |
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ALICE-Detektor |
Quelle: CERN |
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Inner Tracking System (ITS):
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Das Inner Tracking System ist derjenige Detektor, der sich am dichtesten
am Kollisionspunkt befindet. Er dient zur Detektion der ersten
Teilchenschauerbildungen (vor allem Strange- und Top-Quarks) welche
kurz nach einer Kollision entstehen. Ausserdem soll er Teilchen mit
niedrigem Impuls auffinden und identifizieren. In Zusammenarbeit mit
der TPC tragen die Daten des
ITS zur Verbesserung der Impuls- und Winkelauflösung bei. Das
System besteht aus sechs Siliziumschichten, welche zylindrisch um
das Strahlrohr herum angebracht sind. Das Strahlrohr bestimmt den
inneren Radius des ITS von ca. 3 cm dieses Detektors. Der
äussere Radius beträgt ca. 50 cm und ist auf die
gemeinsame Spurerkennung mit der TPC abgestimmt. Die Ausdehnung in
Strahlrohr-Richtung beträgt ca. 1 m, was eine aktive
Fläche von ungefähr 7 m2 ergibt. |
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Inner Tracking System |
Quelle: CERN |
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Time
Projection Chamber (TPC):
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Die Zeit-Projektions-Kammer ist der wichtigste
Unterdetektor des ALICE-Experimentes und liefert die grösste
Datenmenge. Die TPC dient zusammen mit den anderen Detektoren des
Zentralbereichs (ITS und TRD) der
Teilchenidentifikation, Impulsmessung, Vertexbestimmung und der
Bestimmung weiterer physikalischer Grössen. Als
Primärvertex wird im allgemeinen der Ursprung (Kollisionspunkt)
der Teilchenschauer bezeichnet. Sekundäre Vertices bezeichnen
die nachfolgenden Teilchenzerfälle. Die TPC hat die Form eines
Hohlzylinders mit einem Durchmesser von 5,56 m sowie einer
Länge von 5,1 m. Sie ist mit 88 m3 eines Gasgemisches aus 90 % Neon
und 10 % Kohlendioxid gefüllt. In der Mitte dieses
Hohlzylinders befindet eine zentrale Hochspannungselektrode
(parallel zu den Endkappen des Hohlzylinders), so das ein
elektrisches Feld zwischen Hochspannungselektrode und den beiden
Endkappen angelegt werden kann. Dadurch wandern die Elektronen, die
von den nachzuweisenden Teilchen aus den Gasatomen herausgelöst
wurden, in weniger als 100 µs zu den beiden Endkappen. Hier werden
sie dann von ca. 570 000 Vieldraht-Proportional-Kammern detektiert.
Die maximale Auslesefrequenz der TPC liegt bei 200 Hz. Die TPC wird
so bezeichnet, weil die Driftzeit der Teilchen die entscheidende
Rolle bei der Teilchenidentifikation spielt. |
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Transport der TPC-Einheit |
Quelle: CERN |
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Time Projection Chamber nach dem Einbau |
Quelle: CERN |
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Transition
Radiation Detector (TRD):
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Der Übergangsstrahlungs-Detektor wird
hauptsächlich als Trigger
für die TPC benutzt, da
aufgrund der relativ niedrigen Auslesefrequenz der TPC viele
interessante Ereignisse verloren gingen, wird die TPC ohne Trigger
betrieben.
Der TRD besteht aus 540 Detektormodulen. Jedes Modul besteht aus
einem 4,8 cm dicken Radiator, in dem die Übergangsstrahlung entsteht,
einem Vieldrahtproportional-Zählrohr, sowie der Ausleseelektronik.
Ausgelesen werden die Signale, die auf die Kathodenflächen
induziert werden. Eine Kathodenfläche ist ungefähr
zwischen 6 und 7 cm2
gross. Jedes Modul hat 144 dieser Auslesekanäle in radialer
Richtung und zwischen 12 und 16 dieser Reihen in Richtung der
Strahlachse. Im gesamten TRD befindet sich somit eine aktive
Fläche von ca. 736 m2
die sich auf 1.16 Millionen Auslesekanäle aufteilt.
Die Driftkammern
sind mit einem Gasgemisch gefüllt, welches aus 85% Xenon und
15% Kohlendioxid besteht. Bei einer Driftgeschwindigkeit von 1,5
cm/µs beträgt die Driftzeit durch die Driftkammer 2,0 µs. Jedes
ionisierte Teilchen schlägt in dieser Kammer wiederum ca. 275
Elektronen pro Zentimeter aus den Gasatomen. Durch die folgende
Gasverstärkung kann somit ein Signal ausgelesen werden. |
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Transition Radiation Detector |
Quelle: CERN |
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Aufbau der Parallel-Platten Arrays des
TRD-Detektors |
Quelle: CERN |
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Time Of
Flight (TOF):
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Der Flugzeit-Detektor dient zur Bestimmung der Masse von
Teilchen mit hohen Energien. Die Bestimmung der Teilchen mit
kleineren Energien erfolgt über ihre spezifische Ionisation.
Bei höheren Energien ist dies nicht mehr möglich und die
Identifikation erfolgt über die Zeit, die das Teilchen vom
Kollisionspunkt bis zum Detektor benötigt. Die TPC kann zusammen mit dem ITS Kaonen von Pionen mit
kleinen Impulsen über ihre spezifische Ionisation
unterscheiden. Grössere Impule werden von dem TOF Detektor
übernommen. Der TOF Detektor besitzt ca. 1.4 Millionen
Auslesekanäle. Diese sind in 6 Schichten radial um den
Zentralbereich angeordnet. Das ganze System besitzt dabei eine
Zeitauflösung von ca. 150 Picosekunden. |
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Einbau eines Parallel-Platten Arrays
für den TOF-Detektor |
Quelle: CERN |
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High
Momentum Particle Identification Detector (HMPID):
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Der Hochenergie-Teilchen-Identifikations-Detektor soll, wie
der Name schon sagt, hochenergetische Teilchen identifizieren. Dazu
zählen etwa Pionen, Kaonen und Protonen mit Impulsen von 1 bis
5 GeV/c. Beim HMPID handelt sich um einen Ring-Imaging-Cherenkovzähler
(RICH), der aus sieben Modulen besteht, die oben zwischen TOF und dem L3-Magneten angebracht
sind. Zur Identifikation wird aus dem Öffnungswinkel, der von
den Teilchen emittierten Cherenkov-Photonen, die Geschwindigkeit der
Teilchen ermittelt. So kann bei bekanntem Impuls ihre Masse
berechnet werden. |
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Die 7 Module des HMPID |
Quelle: CERN |
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Photon
Spectrometer (PHOS):
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Das Photon-Spektrometer dient zum Nachweis von
hochenergetischen Photonen. Das PHOS besteht aus 3584
Blei-Wolfram-Kristallen, sog. Szintillatoren.
Das PHOS ist am unteren Rand des ALICE-Experimentes bei einem Radius
von 4.6 Meter plaziert und nimmt eine Fläche von etwa 8 m2 ein. Das Photonspektrometer
bestimmt die Energie im Zentrum der Kollision über die
abgegebene Wärmestrahlung. |
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Das PHOS besteht aus 3584
Blei-Wolfram-Kristallen |
Quelle: CERN |
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Myonen-Spektrometer
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Das Myonen-Spektrometer soll Myon-Paare nachweisen, die aus
Quark-Zerfällen stammen. Die Myonen werden durch ein Array von
Driftröhren
nachgewiesen. Durchquert ein Myon eine solche Kammer, werden
Elektronen durch Ionisation freigesetzt, welche von einer positiv
geladenen Elektrode angezogen werden. Ein Dipolmagnet stellt ein
Magnetfeld her, dass die Myonen ablenkt. |
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Myonenkammern. Rechts das Strahlrohr |
Quelle: CERN |
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Absorber:
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Das Myon-Spektrometer ist zum Schutz vor Hadronen und
Photonen welche direkt aus dem Wechselwirkungspunkt stammen mit
einem Absorber versehen, der sich innerhalb des Dipolmagneten befindet.
Hinter einem zweiten Absorber, der zusammen mit dem ersten Absorber
Myonen bis zu einem Impuls von 4 GeV/c abschirmt, befinden sich die
Driftkammern welche
zur Bahnrekonstruktion der Myonen dienen. |
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Einbau des Absorbers in den Dipolmagneten |
Quelle: CERN |
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Blau: Absorber. Dahinter die
Myonenkammern |
Quelle: CERN |
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Photon
Multiplicity Detector (PMD):
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Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Photon
Multiplicity Detector. Er bestimmt die Anzahl und die räumliche
Verteilung der Photonen welche bei der Kollision entstehen. Die Triggersignale
werden von einem zentralen Triggerprozessor aus den Beiträgen
der einzelnen Teilsysteme erzeugt und verteilt. 1,2 µs nach der
Kollision entscheiden die Daten des
Vorwärts-Multiplizitätsdetektors (Forward Multiplicity
Detector, FMD), ob die erste Triggerstufe, der Level-0-Trigger,
ausgelöst wird. Nach etwas mehr als 6 mikrosek entscheidet der
CTP dann, ob ein Level-1-Trigger auszulösen ist. Der Forward
Multiplicity Detector besteht aus 5 grossen Silizium-Scheiben mit
jeweils 10240 einzelnen Kanälen zur Messung der geladenen
Teilchen. |
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Photon Multiplicity Detector |
Quelle: CERN |
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L3
Magnet:
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Der L3-Magnet umgibt die Detektoren des Zentralbereichs und
lenkt die geladenen Teilchenschauer durch sein Magnetfeld ab. Durch
die Stärke der Ablenkung kann bei bekanntem Impuls auf die
Masse der Teilchen geschlossen werden. Der Magnet ist eine
Wiederverwendung des früheren L3-Experiments. Er erzeugt eine
Magnetfeldstärke ca. 0.5 Tesla. |
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Leerer L3-Magnet |
Quelle: CERN |
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Dipolmagnet:
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Um die Teilchenschauer im Myonenarm abzulenken, kommt ein
Dipolmagnet zum Einsatz. Er hat ein Gewicht von 820 Tonnen und
liefert er eine Magnetfeldstärke von 0.7 Tesla. |
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Dipolmagnet |
Quelle: CERN |
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