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Allgemeines
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• Name: ATLAS (ATLAS stand ursprünglich für "A Toroidal LHC ApparatuS", wird aber aktuell nur noch als Eigenname benutzt)
• Länge: 45 m
• Breite: 22 m
• Höhe: 22 m
• Gewicht: 7000 Tonnen
• Position: IP 1
ATLAS ist auf den Nachweis des Higgs-Bosons ausgelegt. Daneben
sollen die derzeit kleinsten Bausteine der Materie, Leptonen und
Quarks, auf eine etwaige Substruktur hin untersucht werden. Zur
besseren Überprüfbarkeit wird ATLAS, mit dem CMS, ein weiterer Detektor zur
Seite gestellt, der einen physikalisch anderen Ansatz zum Nachweis
derselben Fragestellungen verfolgt.
Gelänge der Nachweis, das Quarks oder Leptonen aus noch
weiteren Bausteinen bestehen, könnte damit dann sehr
wahrscheinlich beantwortet werden, warum es genau drei Generationen
von Elementarteilchen gibt, oder ob es gar noch weitere unentdeckte
Teilchen gibt.
Ein wichtiges Problem der Elementarteilchenphysik ist, wie es zu den
unterschiedlichen Massen der Elementarteilchen kommt. Die Massen
reichen von der nahezu verschwindenden Ruhemasse des Neutrinos bis
hin zur Masse des Top-Quarks, die der eines Gold-Atoms entspricht.
Dies könnte durch den so genannten Higgs-Mechanismus
erklärt werden. Demnach sind die Teilchenmassen deshalb so
verschieden, weil Teilchen unterschiedlich stark an ein bis jetzt
noch nicht gefundenes Teilchen, das Higgs-Boson, beziehungsweise
dessen Feld koppeln (Higgs-Feld). Daher hoffen die Physiker, Higgsteilchen als
Anregung des Higgsfeldes aufgrund ihrer vorausberechneten
Zerfälle nachweisen zu können.
Ein weiteres ungelöstes Problem ist die Vereinheitlichung der
vier Grundkräfte, also eine Quantenfeldtheorie, die auch die
Gravitation miteinbezieht. Es ist zwar nicht möglich diese
Vereinheitlichung direkt zu beobachten, da sie erst auf
Energieskalen weit jenseits der in absehbarer Zeit experimentell
erreichbaren Energien geschieht, aber durch den Nachweis
supersymmetrischer Partner der heute bekannten Elementarteilchen,
liessen sich die Kräfte in einem Punkt vereinigen. Der Nachweis
einer Vereinheitlichung wäre, ohne die vergleichsweise einfache
Supersymmetrie, nur schwer möglich. Deswegen soll ATLAS auch
nach supersymmetrischen Teilchen fahnden.
Darüber hinaus soll am ATLAS-Detektor auch B-Physik (worauf LHCb speziell ausgerichtet ist)
betrieben werden. Dabei wird der Zerfall von B-Mesonen und ihrer
Antiteilchen beobachtet. Wenn sich Unterschiede in den
Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Zerfallskanäle zwischen
Teilchen und Antiteilchen zeigen, wäre dies eine Verletzung der
CP-Symmetrie. Solche CP-verletzenden Prozesse könnte die
Erklärung sein, weshalb es im Universum, wie beobachtet, mehr
Materie als Antimaterie gibt. Neben diesen Hauptaufgaben ist der
ATLAS-Detektor aber auch dahingehend ausgelegt ein weites Feld der
Forschung abzudecken, wozu zum Beispiel Prozesse aus der
Quantenchromodynamik und Teilchen mit anormalen Quantenzahlen
(Leptoquarks, Dileptonen, usw.) zählen.
Wie die anderen drei grossen Detektoren des LHC wird auch der
ATLAS-Detektor die charakteristischen Grössen der in der
Kollision erzeugten Teilchen vermessen. Hierzu gehört die
Impulsmessung von geladenen Teilchen in einem Magnetfeld, die
Messung der Energien von geladenen und neutralen Teilchen sowie die
Vermessung der Gesamtenergie aller entstandenen Teilchen. Die
Bestimmung der Gesamtenergie ist besonders wichtig um auf neuartige
Teilchen schliessen zu können, die im Detektor nicht
wechselwirken und diesen daher verlassen, ohne ihre Energie in den
Kalorimetern zu deponieren. Beispiele für solche Teilchen sind
das Neutrino und das leichteste supersymmetrische Teilchen (LSP).
Die Produktion solcher Teilchen zeigt sich in einer nicht
ausgeglichenen Impuls/Energiebilanz des Ereignisses.
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Detektoraufbau
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Der ATLAS Detektor besteht aus drei
Hauptdetektorkomponenten, dem Inneren Detektor, dem Kalorimeter und
dem Myonsystem. |
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ATLAS-Detektor |
Quelle: CERN |
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Innerer Detektor
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Möglichst nahe am Wechselwirkungspunkt befindet sich
der innere Detektor. Ein durch den Solenoidmagneten erzeugtes
Magnetfeld von 2 Tesla, krümmt im inneren Detektor die
Teilchenspuren je nach Ladung und Impuls. Bei bekanntem Magnetfeld
kann aus der Bahnkurve der Impuls des Teilchens rekonstruiert
werden. Darüber hinaus muss der Entstehungsort der geladenen
Teilchen rekonstruiert werden. Dies ist besonders wichtig für
die Identifizierung von schweren Quarks, bzw. von Mesonen, die
schwere Quarks enthalten. Eine besondere Rolle fällt hierbei
dem b-Quark zu, das eine typische Lebensdauer von etwa 1.5
Picosekunden hat. Unter Berücksichtigung der relativistischen
Zeitdilatation legen diese Mesonen im Mittel eine Wegstrecke von
einigen Millimetern zurück, bevor sie in leichtere Teilchen
zerfallen. Die Rekonstruktion dieses Zerfallspunktes ist aufgrund
der kurzen Zeitabstände zwischen Proton-Proton Kollisionen und
der hohen Spurdichte eine extrem grosse Herausforderung. Die
kollidierenden Strahlen produzieren pro Sekunde und pro
Quadratmillimeter in den inneren Detektorlagen etwa 100000 Teilchen.
Die Kombination der verschiedenen Bestandteile des inneren Detektors
bieten eine hohe Anzahl an Spurpunkten, wodurch eine genaue
Rekonstruktion der Spuren elektrisch geladener Teilchen möglich
ist.
Der Innere Detektor umfasst ein Zylindervolumen mit einem Radius von
1,15 m und einer Länge von etwa 7 m und besteht aus einem Pixeldetektor, einem Silizium-Streifen-Detektor und
dem Transition Radiation
Tracker. Die 3 verschiedenen Detektorlagen sind konzentrisch um die
Strahlachse angeordnet, und werden vom Solenoidmagneten umschlossen.
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Aufbau des inneren Detektorsystems |
Quelle: CERN |
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Pixeldetektor
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Der Pixeldetektor besteht aus 3 unterschiedlich grossen
Zylindern und jeweils 3 Scheiben an jedem Ende, deren
Halbleiterdetektoren zweidimensional segmentiert sind und sogenannte
Pixel bilden. Jeder der ca. 140 Millionen Pixel ist 50 µm mal 400 µm
gross, was hochpräzise Messungen nahe am Wechselwirkungspunkt
erlaubt. Damit kann auch im Bereich der hohen Spurdichten, eine hohe
Trennung benachbarter Spuren und eine Vermessung der Spurkoordinaten
mit einer Genauigkeit von etwa 14 µm erreicht werden.
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Schema des Pixeldetektors |
Quelle: CERN |
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Pixeldetektor |
Quelle: CERN |
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Semi
Conductor Tracker (SCT):
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Der Silizium-Streifen-Detektor (SCT) besteht aus acht Lagen
Siliziumstreifen-Detektoren, die eine Auflösung von 16 µm
radial zum Strahl und 580 µm in Strahlrichtung haben. Um den
Detektionsraum zu verdichten sind die einzlenen Streifenlagen
gegeneinander um 40 µrad verdreht. Des weiteren gibt es noch neun
Scheiben, die senkrecht zur Strahlachse stehen und eine
vergleichbare Auflösung liefern. Der SCT besteht aus 4088
einzelnen Detektormodulen mit 768 Auslesestreifen pro Modul. Die
Spurkoordinaten können mit einer Genauigkeit von etwa 30 µm
gemessen werden. |
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Frontansicht des SCT |
Quelle: CERN |
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SCT-Modul |
Quelle: CERN |
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Transition
Radiation Tracker (TRT):
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Der Transition Radiation Tracker (TRT) basiert auf einer
Kombination von Übergangsstrahlungsdetektor
und Driftkammer. Die Driftrohre
haben einen Durchmesser von 4 mm und sind mit Xenongas gefüllt.
Der Zeitpunkt des Signals erlaubt die Bestimmung der
Teilchenkoordinaten mit einer typischen Genauigkeit von 150 mm. Die
Röhrchen sind eingebettet in einen speziellen Schaum aus
Polyethylen, in dem Kollisionselektronen elektromagnetische
Strahlung im Röntgenbereich (Übergangsstrahlung) abgeben.
Die dabei erzeugten Röntgenquanten werden im Xenongas
absorbiert. Die entsprechende Signatur wird im ATLAS Detektor
benutzt, um Elektronen zu identifizieren. |
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Zwei Module des TRD |
Quelle: CERN |
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TRD mit dem eingebauten SCT-Modul |
Quelle: CERN |
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Solenoid
Magnet:
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Der Innere Detektor ist eingebettet in ein Magnetfeld von 2
Tesla, das von einem supraleitenden Solenoidmagnet erzeugt wird. Die
Magnetspule hat eine Masse von etwa 4 Tonnen und enthält
supraleitendes Kabel mit einer Gesamtlänge von etwa 10 km, das
mit flüssigem Helium auf seiner Betriebstemperatur gehalten
wird. |
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Solenoidmagnet |
Quelle: CERN |
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Elektromagnetisches
Kalorimeter (ECAL):
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Das elektromagnetische Kalorimeter absorbiert und misst die
Energien der produzierten Elektronen und Photonen. Es ist aus 1,9 mm
dicken Absorberlagen aus Blei, mit einer Edelstahl-Beschichtung
aufgebaut. Dazwischen befindet sich als Nachweismedium
flüssiges Argon. Die Absorberplatten des elektromagnetischen
Kalorimeters haben eine besondere, erstmalig realisierte,
Akkordeon-ähnliche Geometrie. Aufgrund dieser Aufbaus ergibt
sich eine gleichförmige Antwortfunktion des Kalorimeters,
unabhängig von der Einfallsrichtung des Teilchens. Das
elektromagnetische Kalorimeter besitzt eine sehr hohe
Granularität, wobei eine einzelne separat ausgelesene
Kalorimeterzelle, auf dem inneren Zylindermantel, eine Fläche
von etwa 2.5 x 2.5 cm2
abdeckt. Insgesamt besteht das gesamte elektromagnetische
Kalorimeter aus etwa 190.000 Auslesezellen. Jede dieser Zellen ist
mit einer individuellen, Ausleseelektronik ausgestattet. |
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Verkabelung des ECAL |
Quelle: CERN |
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Das fertige ECAL-Modul |
Quelle: CERN |
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Hadronisches
Kalorimeter (HCAL):
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Das hadronische Kalorimeter umschliesst das
elektromagnetische Kalorimeter und hat die Aufgabe, die Energie der
Hadronen zu messen, da diese meist nur einen kleinen Teil ihrer
Energie im elektromagnetischen Kalorimeter deponiert haben. Um eine
Dicke von 10 hadronischen Wechselwirkungen zu erreichen, ist das
hadronische Kalorimetersystem deutlich grösser als die
übrigen Detektorsysteme. Aufgebaut ist es im Barrelbereich aus
einer Sandwichtechnologie, bei der sich Eisenabsorber und Plastikszintillatoren
abwechseln. Im Vorwärtsbereich kommt ein dem
elektromagnetischen Kalorimeter ähnlicher Absorber aus
Flüssigargon, Kupfer und Wolfram zum Einsatz. |
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Schema des Kalorimeteraufbaus |
Quelle: CERN |
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Fertigung einer Szintillator-Arrays
für das Tile-Kalorimeter (Tile = Platte) |
Quelle: CERN |
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Kalorimetermodule
Bildmitte: Strahlrohr |
Quelle: CERN |
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Torodiales
Luftspulen-Magnetsystem
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Aufgrund des vielen Strahlungslängen dicken
Kalorimeters kommen fast nur Myonen aus dem Wechselwirkungspunkt bis
ins Myonenspektrometer. Ihr Impuls wird im ATLAS Detektor
unabhängig von der Messung im Inneren Detektor im äusseren
Myonspektrometer, gemessen. Zu diesem Zweck wird ein
ungewöhnlich grosses System aus Luftspulenmagneten eingesetzt.
Luftspulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen magnetischen
Kern enthalten, sondern nur eine nichtmagnetische Struktur
besitzten, welche die supraleitenden Kabel fixiert. Im
Zentralbereich des ATLAS Detektors erzeugen acht supraleitende
Magnetspulen, ein Magnetfeld mit einer Stärke von 3-8 Tesla. Je
8 weitere Magnetspulen schliessen das Magnetfeld für die beiden
Endkappen. Das System enthält supraleitendes Kabel mit einer
Gesamtlänge von mehr als 70 km und hat einen nominellen Strom
von 20000 Ampere. Die gespeicherte Energie in den Magneten erreicht
einen Wert von ca. einem Giga-Joule. |
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Magnetspulenanordung |
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Inneres Magnetspulensystem |
Quelle: CERN |
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Endkappen Magnetspulensystem |
Quelle: CERN |
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Myonen-Spektrometer
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Um den Impuls der Teilchen zu bestimmen werden 3 Lagen
verschiedener Myonendetektoren benutzt, die in dem toroidalen
Magnetfeld liegen. Mehr als eine Million Auslesekanäle wurden dazu
auf einer Fläche von 5500 m2 verbaut. Genauso wie im Spurdetektor kann aus der
Krümmung der Myonenspuren im Magnetfeld der Impuls gemessen
werden, jedoch hat das Myonenspektrometer durch die immense
Grösse einen viel längeren Hebelarm und damit verbunden
eine höhere Impulsauflösung. Im Endkappenbereich besteht
es aus 3 Rädern mit einem Abstand von 6 Metern. Im Fassbereich
befinden sich 3 Lagen aus MDT-Kammern (Monitored Drift Tube).
Zusätzlich befindet sich vor und hinter jeder MDT-Kammer eine
Triggereinheit. Durch dieses eigenständige Triggersystem
liefert das Myonspektrometer einen wichtigen Beitrag zum Trigger des
gesamten Detektors. Ausserdem liefern die Triggerkammern noch eine
Ortsinformation längs der Driftrohre und
erhöhen somit die Genauigkeit der Spurrekonstruktion.
Die einzelnen Lagen des Myonenspektrometers bestehen aus einzelnen
Detektormodulen, den so genannten MDT-Kammern, die zwischen 1 m und
6 m lang und 2 m bis 3 m breit sind. Jede MDT-Kammer besteht aus 2
Multilagen mit jeweils 3 oder 4 Einzelrohrlagen. Die einzelnen
Röhren haben einen Durchmesser von 3 cm und eine
Wandstärke von 400 µm.
Da für die angestrebte Auflösung von 50 µm auch die
Position der Rohre untereinander mit derselben Präzission
bekannt sein muss, wurde ein optisches System errichtet, mit dem
Verformungen der Kammer gemessen und dann über eine Software
korrigiert werden können.
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Anordnung der Myonenkammern |
Quelle: CERN |
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Radial angeordnete Driftkammern |
Quelle: CERN |
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Einzelnes Drifkammermodul (MDT) |
Quelle: CERN |
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